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[AUTOBAHN] Umweltfreundliche Elefantenjagd

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Sollte man MEINEN. Denn dummerweise ist sie zu gleichen Teilen auch die bescheuertste Idee, mit der man das Ego des deutschen PKW-Anwenders pushen konnte. Die weltweite Einzigartigkeit, die der Erlebnispark BRD für alle Geschwindigkeitstouristen bietet, ist das durchgestrichene Richtgeschwindigkeitsschild. Sobald es in Erscheinung tritt kann man sich sicher sein, dass der liebe Gott es jetzt richtig gut mit einem meint:


Jetzt kommen garantiert wieder die „Freiheitpriester“ aus ihren Löchern gekrochen und wollen erklären, dass das nicht vorhandene Tempolimit etwas mit der FREIHEIT des BÜRGERS zu tun hat.

Falsch, Thunfischsalat. Es begünstigt die Wartelisten für verschiedene Spenderorgane, falls etwas übrig bleibt, wenn es mal richtig knallt. Das ist der Durchschnittsdeutschen allerdings vollkommen wurscht, da er nur DANN ein „abenteuerliches Lebensgefühl“ genießen kann, wenn er auf öffentlichen Verkehrswegen mindestens 300 Km/h fahren darf. Und MUSS. Die Betonung liegt auf MUSS. Denn der Deutsche hat auf der Autobahn so EINIGES auszugleichen, was im nicht autogebundenen Teil seiner Existenz seine Säfte ins Ungleichgewicht bringt. KLAR, wenn die Ehefrau zu Hause die Hosen anhat, der Chef einen ganz doll böse anbrüllt oder die Tochter diesen SCHMIERLUMPEN nach Hause bringt, dann MUSS man das einfach rauslassen.


Aaaaaalllllrrrighty right, meine Droogies! Wenn das „Rauslassen“ daraus besteht, sich mit hydraulischen Scheren und Spreizern aus einer zur Sardinenbüchse zusammengeschrumpelten Schrottkarre herausschneiden zu lassen ist man eben ein ziemlich fantasievoller Typ. Was sonst kann so viel Spaß machen? Auch kriselnde Beziehungskisten können mit ein bisschen Autobahngewürz locker wieder aufpoliert werden. Denn so eine kleine Querschnittslähmung bringt zahlreiche Paare wieder seelisch näher zueinander.

Törichte Annahmen zu verbreiten wäre jetzt unangebracht, trotzdem beschleicht einen doch der Gedanke, dass der 500 PS User irgendetwas ausgleichen muss. Kindische Phallus-Verlängerungen wird man eben nur mit brachialer Gewalt los, oder nicht? Aber GENAU SO, wie der Schiedsrichter zur Bundesliga gehört, gehören BULLYFAHRER zur Autobahn. Ohne ein zünftiges Elefantenrennen ist so eine Überlandfahrt doch auch so richtig scheiße. Man will ja was HABEN für sein Geld!

Sehr beliebt ist zum Beispiel das Überholen mit 75 Km/h. Okay, manchmal kann das einige Tage in Anspruch nehmen und erfordert große zeitbezogene Opfer. Da kommt die Mutter des Bullyfahrer-Kindes auch mal in Erklärungsnot:



Und wir reden hier NICHT von Aperol-Spritz sondern von SUPER PLUS. Denn ein weiterer Klassiker der Autobahn ist die frustrierte Ehefrau, die zum 40. Geburtstag eine SUV oder einen zünftigen Geländewagen bekommen hat. Zumeist nicht aus Zuneigung, sondern weil der Gatte hofft, sie dann nicht mehr so oft ertragen zu müssen. Oder unter Umständen NIE WIEDER. Eigentlich sollte man dafür eine Waffenscheinpflicht fordern, aber das wäre ja sexistisch. Darum lassen wir das!

Aber um die Sportlichkeit der Autobahn noch weiter zu steigern könnte man tatsächlich eine Art Bundesliga einführen. Das würde auch in der Sportschau für frischen Wind sorgen:

„Am späten Nachmittag trennten sich der 1. ABC München Roadkills und der RC Spenderniere 1913 nach der Begegnung in der A7-Arena 0:2 mit sieben Verkehrstoten. Ilse B. aus Rosenheim wurde nach Geschwindigkeitsunterschreitung mit ihrem Porsche Cayenne in der 68. Minuten mit der roten Karte bestraft und wird im Spiel gegen den Pirelli Darmstadt die Raststätte hüten müssen.“

Außerdem wäre ein Straßenheldenfriedhof für LKW-Führer ziemlich angebracht. So richtig mit militärischen Ehren und zahlreichen überteuerten Kränzen vom ADAC:


Vielleicht wäre auch der Einbau kleiner und großer Schanzen angebracht, oder flinke Toreros, sie sich manchmal mit roten Tüchern vor S-Klassen platzieren, um ein bisschen SCHMACKES in den Verkehrsfluss zu bringen.

Aber wie man es auch dreht und wendet: Das wohl einzige, was den 300 Km/h-Menschen zwar auf ihrem Wagen auf der Autobahn erspart bleibt, nicht aber ihrem Gehirn, ist wie so oft

!!! TAUBENKOT !!! (mit beidseitiger Vollsperrung)

3 Kommentare:

  1. ich liebe dein blog :)

    hab vor paar tagen angefangen zu bloggen und würde mich über feedback von profis richtig freuen^^

    mfg
    http://versuch908.blogspot.de/

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  2. Dessen voraus geht natürlich die Erfindung von rollenden Dingen, heute Reifen genannt. Solche brauchten Wege, die geebnet werden mussten. Früher machten man das mit ganzen Platten, heute mit Rollsplitt, der jedes 1/4 Jahr erneut werden muss, aber die Geschwindigkeit ins Unbegrenzte fördert, sofern er eben nicht gerade erneuert wird.
    Die Entdeckung das Rundes rollt, ist fasst so schlimm wie die Entscheidung sesshaft zu leben. Das Eine bedingt allerdings heute das Andere, so dass wir doch noch so was wie Halb-Nomaden sind, wenn auch mit überhöhter Geschwindigkeit, die gut klappt, weil wir ja auch das Feuer entdeckt haben.
    Allemal: Klasse "Taubenkot" mal wieder!

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  3. Hallo Firat,

    vielen Dank für das Lob, als Profi würde ich mich aber eher weniger bezeichen =)
    Deinen Blog finde ich stimmig, da gibts nichts dran zu meckern. Es ist ja auch immer eine Frage dessen, ob alles zusammenpasst und ob es in sich stimmig ist, je nach dem um was es inhaltlich geht. Passt!

    Mein lieber Herr Glas,

    oh ja, das althergebrachte Halbnomandentun wird sicher nie verlernen, seine Higlights zur allgemeinen Erheiterung (und ordentlichen Karambolagen) preiszugeben. Die Sache mit dem Rad ist in der Tat ziemlich fahrlässig gewesen, und von der DAMPFMASCHINE fangen wir hier lieber nicht erst an! Wie immer vielen Dank! =]

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